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Lupinen in Island – Schön und problematisch?

Wer im Frühsommer durch Island reist, kann sie kaum übersehen: ganze Felder in sattem Violettblau, die sich über Hänge, Täler und sogar Lavafelder ziehen. Die Rede ist von den Alaskalupinen (Lupinus nootkatensis), einer Pflanze, die in Island längst ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes geworden ist – obwohl sie ursprünglich gar nicht von hier stammt.

 

Die Alaskalupine ist – wie der Name schon vermuten lässt – nicht heimisch in Island. Ursprünglich stammt sie aus Nordamerika und wurde erst in den 1940er Jahren nach Island eingeführt. Das Ziel war damals sinnvoll und pragmatisch: Man suchte nach einer Pflanze, die schnell wächst, Böden stabilisiert und die Erosion bekämpft, vor allem in den kargen Gegenden mit sandigem Boden oder auf Lavafeldern. Die Lupine erwies sich als äußerst geeignet – und genau das wurde später zum Problem.

 

Lupinen sind stickstoffbindende Pflanzen, das heißt: Sie reichern den Boden mit Nährstoffen an. Das klingt zunächst positiv – aber gerade in Island, wo viele Pflanzen an karge Böden angepasst sind, verändert dies das empfindliche Ökosystem. Die Lupinen verdrängen einheimische Arten, weil sie ihnen schlichtweg den Platz und die Nährstoffe nehmen. Außerdem sind sie äußerst widerstandsfähig und vermehren sich sehr schnell – einmal etabliert, lassen sie sich kaum wieder zurückdrängen.

 

Auf der einen Seite ist es schwer, sich der ästhetischen Faszination der violetten Felder zu entziehen – ich persönlich finde die Lupinen wunderschön. Sie verleihen der Landschaft eine ganz besondere, fast magische Atmosphäre, und es ist jedes Mal aufs Neue erstaunlich, wie viele es sind – gerade wenn man bedenkt, dass sie hier eigentlich nicht heimisch sind.

 

Auf der anderen Seite bin ich auch skeptisch. Es ist ein klassisches Beispiel dafür, wie gut gemeinte Eingriffe in die Natur ungewollte Folgen haben können. Während Touristen begeistert Fotos machen, warnen Biologen und Naturschützer vor den langfristigen Auswirkungen. Die Frage, wie man mit der Lupine umgehen soll, ist in Island nach wie vor umstritten: Manche möchten sie zurückdrängen, andere sie weiterhin nutzen – etwa zur Begrünung von Problemzonen.

 

Die Alaskalupine ist ein Symbol für die Ambivalenz zwischen Naturschutz und menschlichem Eingriff. Sie ist schön, aber auch ein Mahnmal. Für mich persönlich gehört sie inzwischen irgendwie zu Island – aber ich hoffe, dass ihr Einfluss auf die einzigartige Natur nicht zu groß wird. Vielleicht sollten wir sie genau beobachten, ohne sie einfach nur als "Fotomotiv" abzutun.

 

 

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