Island im Sommer – das bedeutet endlose Tage, spektakuläre Naturerlebnisse und eine ganz besondere Energie, die einen vom ersten Moment an packt. Von Juni bis August zeigt sich die Insel aus Feuer und Eis von ihrer zugänglichsten und zugleich lebendigsten Seite. Die Sonne geht im Norden kaum unter, und rund um die Sommersonnenwende bleibt es selbst mitten in der Nacht hell. Dieses Phänomen, bekannt als Mitternachtssonne, verleiht der Landschaft eine beinahe surreale Atmosphäre – vor allem, wenn du etwa gegen Mitternacht an einem Wasserfall stehst und der Himmel noch immer in weichen Gold- und Rosatönen leuchtet. Ich kann nur empfehlen, diese hellen Nächte aktiv zu nutzen. Ein Spaziergang um Mitternacht, ein Fotostopp mit kaum anderen Menschen oder einfach ein Moment der Stille – das bleibt im Gedächtnis.
Was das Wetter betrifft, solltest du allerdings keine hochsommerlichen Temperaturen erwarten. Im Juli und August liegen die Tageshöchstwerte meist zwischen 10 und 15 °C, in besonders sonnigen Gegenden kann es auch mal knapp über 20 °C warm werden – das ist dann für isländische Verhältnisse fast schon eine Hitzewelle. Das Wetter ist generell sehr wechselhaft. Es kann sonnig starten, eine Stunde später regnet es, und kurz darauf bricht wieder blauer Himmel durch die Wolken. Genau deshalb ist der berühmte „Zwiebellook“ so wichtig. Ich empfehle immer, eine wind- und wasserdichte Jacke, eine wärmende Fleece-Schicht, bequeme Wanderschuhe und – nicht vergessen – Sonnencreme und eine Schlafmaske einzupacken. Letztere hilft dir vor allem in den hellen Nächten beim Einschlafen.
Der Sommer ist auch die beliebteste Reisezeit in Island – und das hat gute Gründe. Erstens sind jetzt alle Straßen offen, auch die Hochlandpisten, die in anderen Jahreszeiten unpassierbar sind. Wer also abenteuerliche Routen befahren möchte, hat im Sommer die besten Chancen. Zweitens lassen sich viele Sehenswürdigkeiten nun problemlos erreichen – auch abgelegenere Orte, die im Winter schwer zugänglich sind. Das gilt insbesondere für Wanderer, denn viele der schönsten Wanderwege sind im Sommer schneefrei. Ein Klassiker ist der Laugavegur - eine Tour, die in mehreren Etappen durch farbenfrohe Berge, Lavafelder und grüne Täler führt. Wer lieber Tageswanderungen macht, wird im Skaftafell-Nationalpark oder rund um Þingvellir fündig.
Tierliebhaber kommen im Sommer ebenfalls voll auf ihre Kosten. Die Chancen, Wale vor der Küste zu sehen, stehen jetzt besonders gut. Auch die beliebten Papageientaucher kehren zur Brutzeit an die Steilküsten zurück – zum Beispiel in Dyrhólaey, bei Látrabjarg in den Westfjorden oder auf den Westmännerinseln. Wer sich für Vögel begeistert, sollte unbedingt Fernglas und Kamera bereithalten. Auch Robben lassen sich im Sommer häufiger beobachten – etwa an den Stränden rund um die Jökulsárlón-Gletscherlagune.
Der Sommer ist auch die Zeit der Festivals und Veranstaltungen. Im ganzen Land feiern die Isländer ihre kurze, intensive warme Jahreszeit – mit Musik, Kultur und guter Laune. Der Nationalfeiertag am 17. Juni, Reykjavik Pride im August oder kleinere Stadt- und Dorffeste bieten dir einen spannenden Einblick in die moderne isländische Kultur. Es lohnt sich, die Reisedaten darauf abzustimmen, wenn du etwas vom gesellschaftlichen Leben mitbekommen möchtest. Gerade Reykjavik zeigt sich im Sommer besonders lebendig – Cafés und Bars sind gut besucht, Straßenkünstler treten auf, und überall herrscht eine entspannte, fröhliche Stimmung.
Besonders reizvoll finde ich persönlich das Zelten in Island – und im Sommer ist es dafür die beste Zeit. In Island gibt es zahlreiche gut ausgestattete Campingplätze, viele davon in spektakulärer Umgebung. Die langen Tage, die frische Luft und das Gefühl von Freiheit machen Camping hier zu etwas ganz Besonderem. Wer es komfortabler mag, findet auch viele charmante Unterkünfte, Gästehäuser oder kleine Hotels – aber frühzeitiges Buchen ist in der Hauptsaison empfehlenswert.
Für mich ist der Sommer in Island eine Zeit voller Energie und Lebensfreude. Ich liebe es, wenn ich abends um zehn Uhr noch draußen bin, Licht für Fotos habe und die Natur in ihrer ganzen Vielfalt genießen kann. Die Farben, die Gerüche, das Vogelgezwitscher – alles wirkt intensiver. Island blüht buchstäblich auf. Und auch die Menschen wirken wie aufgetankt vom langen Winter. Es ist eine Zeit, in der man die Insel besonders gut kennenlernen kann – aktiv, entspannt, neugierig.
Wenn du Island mit allen Sinnen erleben möchtest, ist der Sommer die ideale Jahreszeit. Egal ob Roadtrip, Wandern, Tierbeobachtung oder Kultur – die Möglichkeiten sind jetzt so vielfältig wie nie. Und vielleicht wirst du, genau wie ich, ein klein wenig süchtig nach dieser besonderen Sommerstimmung am Rande des Polarkreises.
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